März – „Die Kraft der Bewegung“
Mit dem März geht nach der langen Winterzeit die Wiederkehr des Lebens einher, der Beginn des
Frühlings. Die Samenkörner spalten sich im Erdenreich, um den Sprössling nach oben zu schicken.
Das sichtbare Leben entsteht aus Spaltung und Teilung. Die ersten Blumen, „Farbkleckse“, zarte
Düfte, herrlicher Jubelgesang der Vögel, sprießende Knospen, all dies trägt eine Feierlichkeit
und Stärke in sich, die unser Herz, unser gesamtes Sein zu öffnen vermag. Machtvoll strömt die
Kraft der Bewegung durch alle Wesen. Nun erwacht die Natur aus der Verborgenheit, der dunkeln
Unbewusstheit, zu neuem Leben. Für uns Menschen bedeutet es, in die Tat zu kommen, sein
Schicksal in die Hand zu nehmen, neue Entscheidungen zu treffen und frische Impulse zu
setzen.
Der Monat März war bei den Römern ursprünglich der erste Monat des Jahres und dem Kriegsgott
Mars geweiht. Damals versammelten sich die waffenfähigen Bürger auf dem „Marsfeld“, wo die
„Feldzugsaison“ begann. Unsere Vorfahren nannten ihn „Söckwabeckr“, was soviel wie „Sturzbach“
oder „Kleinodbank“ bedeutet, das Sinnbild des Frühlings, dessen heilende Kräfte man sich wie von
einer hohen Burg auf die Erde herunter stürzend vorstellte. Bei den Germanen lebte an diesem
Wasserfall die Göttin „vom Anfang der Zeit“ namens Saga. Sie brachte als große Mutter alles
Leben hervor und erzeugte durch Weben, Spinnen, Schnüren und Binden die Geschichte des Lebens.
An ihrer Seite standen die 3 Nornen, die Seherinnen der Zeit, sprich Vergangenheit, Zukunft und
Gegenwart. Odin, der junge Sonnengott befreite sie mit seinen starken Sonnenstrahlen aus dem Eis
und entzündete das geheime Feuer der Samen, Wurzeln und Geschöpfe. So entstand aus Saga, der
Göttin des Wassers und aus Odin, dem Sonnengott, die neue Erde.
Die Natur trifft im März große Vorbereitungen für die Auferstehung, der Säftefluss, die
Austreibungskräfte geraten in ein immer-schneller-Werden. Hierbei wird auch der Organismus des
Menschen stark gefordert. Wir kennen dies in leichter Form als „Frühjahrsmüdigkeit“. In dieser
Zeit des herrlichen jubilierenden Frühlings ist die Sterblichkeit am höchsten. Hier zeigt sich
deutlich, ob wir den Herausforderungen und Ansprüchen des Jahres und der Welt noch gewachsen
sind. Der äußere Druck wird stärker empfunden und die Frage ist dann, ob unser geistiges Ich zur
Winterzeit ausreichend Wurzeln gelegt hat, erstarken konnte, dass wir voller Vertrauen in unsere
Kräfte sein können. Die neu hereinströmende Jahreskraft zeigt uns alle Schwächen und
Instabilitäten auf. Worauf wir im Alltag mit einer guten Proportion zwischen Aktivität und
Passivität, nutzorientiertem Tun und kreativem Tun reagieren können.
Am 21. März, dem Frühlingspunkt im Sonnenlauf, der Tag- und Nachtgleiche, erleben wir die
Schwelle zur Widder-Energie. Das Keil-Symbol des Tierkreiszeichens Widder symbolisiert die aus
einem Kern sich spaltende, mächtige Stoßkraft, wie wir sie im Frühjahr in der Pflanzenwelt
erleben. Bei uns Menschen zeichnet sich dieses Symbol am Kopf ab, im Verlauf der Nase und den
Augenbrauen. In der Physiognomie gelten die Augenbrauen als Ausdruck der Willenskraft. In alten
europäischen Mythologien kann man viele Hinweise auf diese ungestüme, nie versiegende
Aufbruchskraft, die den Frühling auszeichnet, finden. So handeln die Geschichten oft von jungen
feurigen Helden, die sich aus der dunklen Kraft des Winters befreien, alte konservative Kräfte
vertreiben: das alte Braun des Vorjahrs wird durch neues junges Grün ersetzt. Alle Sagen um das
Zeichen des Widders beschreiben deutlich den Prozess der Inkarnation, das Ja zum Leben, zu
dieser Kraft, die uns immer weiter vorwärtsdrängt und auch dieser Kraft, die uns zurückzuhalten
versucht. Der Widder, Seelengeleittier, der Spiegel aller Wünsche und Ideale, muss geopfert
werden, damit die geistigen Kräfte und Visionen, die uns dieses Leben gebracht haben, im
Irdischen verwirklicht werden können. Der Widder ist also der Lichtbringer in der Natur. Mit
seinem Gehörn stößt er die Tür zur Sonne und zum Leben auf. Er repräsentiert den jungen
Sonnenhelden, der tatendurstig und kräftig seinen Weg geht, auf der Suche nach seiner Vision. Er
muss das Alte besiegen, damit das Neue Platz hat. Durch seine Taten und Schicksale lernt er die
eigene schöpferische Kraft kennen. Wenn wir uns anbinden an diese Naturkräfte, können wir den
strahlenden Helden in uns erlösen und unser Leben mit neuem Mut ergreifen.
Aus winterlichem Schnee
ward morgens plötzlich Regen
O Frühling, bist du da?
Sampû